Someone like you

Damon begleitete Elena in die erstbeste Bar und sie ging widerwillig mit ihm mit. Er hatte ihr versprochen, sie nicht zu manipulieren oder dergleichen. Er hatte es ohnehin nicht vorgehabt. Er lächelte Elena mit seinem süßesten Lächeln an und bedeutet ihr, sich auf einen Barhocker zu setzen, er selbst setzte sich direkt neben sie.
Es war ein berauschendes Gefühl, zu wissen, dass Stefan rasend war. Damon grinste diabolisch in sich hinein.
Er wendete seine Aufmerksamkeit seiner Begleiterin zu und lächelte sie wieder süßlich an.
"Möchtest du etwas trinken?", fragte er höflich und deutete auf ein Regal hinter dem Tresen, auf welchem massig Flaschen an alkoholischen Getränken ihren Platz gefunden hatten.
Er war sich sicher, dass Elena dies ablehnen würde. Sie war das liebe, kleine Mädchen von nebenan.
Vielleicht konnte er heute allerdings etwas aus ihr herauskitzeln, denn dieses nette Mädchen nahm er ihr nicht ab. Damon wusste, dass sie insgeheim brodelte und er würde versuchen, das an die Oberfläche zu bringen.

Damon und Elena waren jetzt schon eine ganze Weile unterwegs und schließlich waren sie in einem kleinen Vorort gelandet und gingen gradewegs auf eine Bar zu.
Elena war nicht wirklich glücklich mit der Situation. Sie traute dem Frieden nicht, doch nachdem sie Damon sein Versprechen abgenommen hatte, hatte sie es auf sich beruhen lassen. Zumindest fürs erste.
Sie wollte nicht mit ihm alleine sein und ein Teil von ihr wusste, das er diese ganze Show nur abzog, um seinem Bruder eins auswischen zu können, doch diesen ignorierte sie bewusst. Das Letzte, worüber sie jetzt nachdenken wollte, war Stefan.
Als Damon dann das Wort an sie richtete, blieb die junge Gilbert stehen und blickte ihm in die Augen. "Weißt du, du kannst diese falsche Höflichkeit auch lassen, Damon.", sagte sie und klang dabei doch gereizter als sie beabsichtigt hatte. "Ich weiß, was das ganze hier soll."
Mit den Worten ging sie auf den Tresen zu und setzte sich auf einen der Barhocker. Sie wusste, das Damon ihr hinterher kommen würde, weswegen sie sich nichtmal nach ihm umblickte. Das konnte ja noch ein lustiger Abend werden.

Damon war bewusst, dass Elena ziemlich aufgewühlt und gereizt war und zwang sich, nicht zu sticheln, obwohl alles in ihm danach schrie. Es lag einfach in seiner Natur. Doch irgendetwas sagte ihm, dass er sie heute wohl lieber nicht auf die Palme brachte.
Als sie auf seine Frage so gereizt reagierte, schnellten Damons Augenbrauen in die Höhe.
"Falsche Höflichkeit?", wiederholte er gespielt beleidigt, musste dann jedoch grinsen und bestellte sich ein Glas Whiskey bei der Barkeeperin. Diese lächelte ihn schüchtern an und ihre Wangen röteten sich, wie Damon mit Genugtuung feststellte. Natürlich wusste er, was er für einen Effekt auf die meisten Frauen und Mädchen hatte.
Bloß die Mädchen, die ich wirklich will, wollen wohl immer Stefan..., dachte er verbittert, doch er ließ nicht zu, dass dieser Gedanke Besitz von ihm ergriff und schob ihn deshalb beiseite.
Bei Elenas nächster Behauptung, blickte er sie fest an und lächelte sie emotionslos an.
"Achja? Dann klär mich mal über meine Absichten auf", forderte er und strich ihr über das Haar, bevor er sich dem Whsikey widmete, der gerade vor ihm auf dem Tresen aufgetaucht war.

Schweigend beobachtete Elena, wie Damon sich seinen Drink bestellte. Sie hatte kein besonders großen Drang Alkohol zu trinken. Besonders nicht mit Damon. Sie waren keine Freunde, die einfach mal einen Abend zusammen verbrachten.
Wieder willen musste Elena lächeln und drehte ihren Kopf zur Seite, damit es nicht ganz so offensichtlich war.
"Du hast mich hier her geschleppt, weil du damit Stefan ärgern kannst.", erwiederte Elena ruhig. Ihr war Damons Stimmungsumschwung aufgefallen, weswegen sie ihm unverwandt in die Augen blickte. "Ganz offensichtlich besteht dein ganzer Lebensinhalt nur daraus, deinem Bruder das Leben zur Hölle zu machen."
Sie wandte ihr Gesicht wieder von Damons ab und bestellte sich jetzt doch ein Bier.
Sie wusste nichtmal genau, warum sie das tat, aber sie hatte jetzt doch Lust darauf, etwas zu trinken. Wenn sie schon mal hier war...
"Aber bevor du jetzt anfängst dich zu rechtfertigen und mir zu erklären, das ich gar nichts weiß...", begann Elena wieder, nachdem die Kellnerin ihr ihr Bier gebracht hatte. "...Spar es dir. Ich bin grad nicht in Stimmung über Stefan zu reden."

Natürlich kannte sie den Grund. Damon grinste in sich hinein und blickte sie kurz an, bevor er einen großen Schluck aus seinem Glas nahm.
Sie hatte wohl recht. Sein Leben hatte eigentlich nie einen tieferen Sinn gehabt...
Er versuchte, Katherine wiederzubekommen, ja, aber das würde noch ein Weilchen dauern... in der Zeit war er seinem Bruder hinterhergejagt. Hundertfünfundvierzig Jahre lang, aber er hatte eine gewisse Freude daran.
Er stützte jetzt mit einer Hand seinen Kopf und sein Arm wurde dabei von der Theke gestützt und in dieser Position blickter seine Begleiterin an.
"Glaub mir, ich habe genauso wenig Lust wie du, über Stefan zu reden", sagte er düster und er spürte selbst, wie sich seine Miene verhärtete. Seine Lippen wurden ein schmaler Strich.
Und er wollte es wirklich nicht. Stefan hatte es verdient, dass man ihm das Leben ruinierte. Aber er wollte Elena die Geschichte nicht erzählen. Das würde ihr Bild von ihm zwar komplett zerstören, doch dann wurde auch er selbst wieder in diese Zeit zurückgeworfen und es war... zugegebenermaßen... verletzend.
Als er endlich seine Gedanken abgeschaltete hatte, beäugte er skeptisch und mit hochgezogenen Brauen ihr Bier.
"Aha?", sagte er bloß und seine Mundwinkel zuckten zu einem Lächeln.

Genau beobachtete die junge Gilbert Damons Minenspiel. Sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass das, was zwischen Stefan und ihm war, viel tiefer saß als er durchblicken ließ. Und es saß tiefer, als das man es an einem Abend hätte erklären können. Zumindest vermutete Elena das.
"Naja, dann... Lass uns den Abend damit verbringen, nicht über Stefan zu reden.", sagte sie dann mit einem leicht säuerlichen Unterton in der Stimme und hob ihre Flasche, um damit Damon zuzuprosten und nahm einen teifen Schluck.
Einige Zeit war es still. Elena sah erst auf den Tresen, auf den sie sich mit beiden Armen stützte, dann durch den Raum.
Sie wusste nicht genau, was sie mit Damon anfangen sollte. Und sie wusste auch immer noch nicht, warum sie eigentlich hier war. "Wieso hast du mich eigentlich hier her geschleppt, Damon?", sprach sie schließlich ihre Gedanken aus und wandte sich wieder ihm zu. Auf so ziemlich jede Frau hätte es wahrscheinlich anziehend gewirkt, wie er dort saß, den Kopf auf die Hand gestützt... doch Elena empfand nur misstrauen gegenüber ihm. Obwohl sie ihn nicht wirklich kannte. Normalerweise hörst du auch nicht nur auf das, was andere dir erzählen sagte eine Stimme in ihrem Kopf und sie hatte recht. Damon hatte etwas an sich, was sie dazu brachte, sich seltsam unwohl zu fühlen... Doch das Misstrauen war nicht durch dieses Gefühl entstanden, sonder aus dem, was Stefan ihr erzählt hatte. Was zugegeben nicht sehr viel war, aber immerhin. Normalerweise war sie keine unfaire Person, doch das, was sie bei Damon tat, war sehr unfair, wie sie sich eingestehen musste. Für diesen Abend, beschloss sie für sich, würde sie versuchen ihn besser kennen zu lernen, damit sie endlich wusste, ob ihr Misstrauen gerechtfertig war, oder nicht.

Eine Weile lang saßen sie bloß schweigend da und Damon beobachtete Elena aus seinem Augenwinkel heraus, während er seinen Whiskey austrank und sich rasch ein neues Glas bei der Barkeeperin bestellte.
Während Elena auf die Theke starrte, starrte Damon seinerseits seine schöne Begleiterin an. Er fuhr mit dem Blick ihre Gesichtszüge nach und versuchte, einen Unterschied zwischen ihr und Katherine auszumachen, doch die Ähnlichkeit war einfach nur verblüffend. Wobei es sich nicht bloß um Ähnlichkeit handelte, sie gleichten sich auf Haar.
Wie konnten zwei Menschen, die dasselbe Aussehen hatten, ein solch unterschiedliches Auftreten haben? Damon musterte sie weiter.
Es löste ein seltsames Gefühl in ihm aus. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, doch Damon schob es auf ihr Aussehen. Schließlich liebte er Katherine... und Elena sah aus wie sie. Das war es.
Als sie ihm eine Frage stellte, wurde er unsanft aus seinen Gedanken gerissen und musste erst einmal kurz überlegen, was sie überhaupt gefragt hatte, doch schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle und konnte seine Irritation gut überspielen.
"Nun ja...", fing Damon an und zuckte mit den Schultern, "Ich brauchte eine kleine Auszeit von... nun, egal. Jedenfalls war ich gerade auf dem Weg hierher und dann hab ich dein Auto auf der Straße liegen sehen. Als ich dich herausgeholt habe, wurdest du ohnmächtig. Und... ich wollte nicht extra noch mal zurückfahren."
Seine Stimme klang gleichgültig während er sprach.
Und außerdem wollte ich dich auch mal eine Weile für mich haben, dachte er innerlich grinsend.
"Ich hoffe, es macht Ihnen keine Umstände", fügte er dann hinzu und verbeugte sich vor ihr, wie vor einer Königin und er musste schmunzeln.

Elena hatte sich mittlerweile ganz zu ihm gedreht und saß jetzt, mit einem Arm auf die Theke gestützt. Etwas verwundert musterte Elena ihr Gegenüber. Sie hatte bisher noch nie wirklich erlebt, das Damon sich um ein Gesprächsthema drückte.
Sie unterdrückte ein Seufzen. Damon kennen zu lernen, könnte schwerer werden, als sie gedacht hatte. Aber andererseits hätte sie es sich auch denken können.
"Weißt du, normale Leute bringen ein Unfallopfer in das nächste Krankenhaus und schleppen es nicht in irgendeine Bar.", erwiederte sie sarkastisch und grinste ihn offen an. Auch etwas, das sie noch nie getan hatte, weswegen es auch schnell wieder verschwand.
Es war einfach zu ungewohnt ihm nicht mit purem Misstrauen zu begegnen, aber sie wollte sich wirklich Mühe geben, ihn besser kennen zu lernen.
"Selbst wenn", sagte sie dann mit einem Schulterzucken. "Ich würd hier eh erst wieder weg kommen, wenn du deinen Spaß gehabt hast."
In dem Moment klingelte ihr Handy und sie zog es aus ihrer Tasche. Auf dem Display prankte Stefans Name und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Nach kurzem Zögern, aber doch fest entschlossen, drückte sie ihn weg und legte das Handy wieder zur Seite. Kurz empfand sie eine Art Genugtuung, die sich aber wieder legte und erneuter Wut wich. Genervt fuhr sie sich durch die Haare und nahm einen weiteren tiefen Schluck aus ihrer Bierflasche.

[Haha, Elena wird noch voll die Säuferin xDD]

Als Elena sich ihm endlich ganz zuwandte, sah er darin seine Chance. Er sah dies als einen Schritt auf ihn zu. Er hielt ihren Blick eine Zeit lang fest, ohne sich zu bewegen oder irgendetwas zu sagen, bis sie schließlich die Stille brach.
er zog die Brauen hoch.
"Elena, du bist bei mir in guten Händen. Außerdem musstest du nicht ins Krankenhaus, ich habe dich extra vorher auf Verletzungen untersucht. Bis auf die kleine Wunde am Kopf", er berührte kurz und leicht die Stelle an ihrem Haaransatz, "sollte es dir vollkommen gut gehen. Und wenn du umkippen solltest, kann ich dich immer noch ins Krankenhaus bringen", sagte er leichthin und mit einem Schulterzucken.
Dann nahm er einen weiteren Kleinen Schluck aus seinem Whiskeyglas.
"Bis ich meinen Spaß gehabt habe?", wiederholte er und grinste sie unverholen an, "on nein, Elena, du wirst heute auch mal etwas Spaß haben. Nimm dir doch endlich mal eine Auszeit von deinem Leben. Eine Frage! Und beantworte sie ehrlich. Wann hast du das letzte mal wirklich Spaß gehabt? Hast... einfach mal all deine Sorgen vergessen und bloß den Moment genossen?"
Nun war sein Blick ernst. Erst jetzt merkte er, dass seine Hand auf ihrer Schulter ruhte. Er musste sie daraufgelegt haben, während er im Redefluss war.
Langsam zog er seine Hand wieder zurück und ließ sie auf dem Tresen Ruhe finden. Er spürte, dass sie angespannt war, aber das schien nicht an ihrer gemeinsamen Spritztour zu liegen.